von Ferdinand Förtsch
Den richtigen Rahmen für ein Projekt zu finden ist in der Projektwelt nicht einfach. Die Herausforderungen die an Manager gestellt werden, Projekte zum Erfolg zu führen ist in den letzten Jahren stark gestiegen bei steigender Komplexität in kürzerer Entwicklungszeit, bei höherer Qualität, jedoch zu wettbewerbsfähigen Preisen auf den Markt gebracht werden. Die Bandbreite der Lösungsansätze zu diesen Herausforderungen reicht vom klassischen Projektleiter bis hin zum Einsatz von SCRUM Teams.
Die Führung bei beiden Ansätzen könnte unterschiedlicher sein. Im Zentrum des Projektmanagements sollte jedoch immer der elegante, effiziente und gekonnte Umgang mit den materiellen Ressourcen und menschlichen Potentialen stehen. Die Hierarchie der Projektführung im klassischen Projektleitermodell stellt eine Sicherheit dar, quasi ein Fangnetz für kritische Situationen und einen permanenten Ansprechpartner für Stakeholder.
Dieser Ansprechpartner fehlt allerdings beim SCRUM Ansatz komplett. Auch wenn ein SCRUM Master vorhanden ist, kann er kritische Situationen ggf. aber nicht beherrschen, da er außerhalb der Hierarchie steht. Der SCRUM Ansatz bietet im Vergleich zum klassischen Projektleitermodell dafür Mitarbeitern eine sehr freie Umsetzung bei der Erfüllung der Projektziele, setzt also auf die Selbstverantwortung jedes Einzelnen. Von vielen Stakeholdern wird an dieser Stelle jedoch oft kritisiert, dass es keinen Ansprechpartner gibt.
In die Lücke, die aus diesen beiden gegensätzlichen Ansätzen entsteht, stößt der rollierende Projektleiter. Statt keinen Ansprechpartner zu haben, ist jedes Projektmitglied für einen Projektabschnitt temporärer Projektleiter. Dies stärkt das Vertrauen der Stakeholder in das agile Projektteam.
Gleichzeitig werden verstärkt die Aufgaben des klassischen Projektleiters auf das Projektteam übertragen und die wenigen, noch übrigbleibenden Steuerungsaufgaben werden vom jeweiligen, temporären Projektleiter übernommen.
Aus dieser neu geschaffenen Situation ist nun das ganze Team untereinander, aufeinander angewiesen. Dadurch entwickelt jeder Mitarbeiter soziale Kompetenzen und sammelt Erfahrungen, die ihn dazu befähigen in zukünftigen Projekten mit rollierendem Projektleiter neuen Mitarbeitern helfend unter die Arme zu greifen.
Worin liegt also der Mehrwert für das Unternehmen? Das Projektteam kann deutlich flexibler auf spontan auftretenden Chancen und Risiken im Projektverlauf reagieren, jeder Mitarbeiter identifiziert sich mehr mit dem Projekt und entwickelt sich selbst stetig weiter. Bei Abweichungen im Projekt stellt sich jeder Mitarbeiter die Frage, welchen Beitrag er daran trägt und übernimmt so Verantwortung für sein Handeln im Projekt/ -team.
Eine weitere, entscheidende Bedingung für den Erfolg eines Projektes mit rollierenden Projektleiter ist, neben der Entwicklung der einzelnen Teammitglieder, die größtmögliche Transparenz im Projekt zu schaffen. Denn nur wenn Alle auf dem gleichen Informationsstand sind, können Chancen genommen und Risiken bzw. Krisen beherrscht werden. Hierbei spielt es keine Rolle, ob die Information fachlicher, politischer oder sozialer Natur ist. Zudem schafft die Transparenz auch nach innen und außen zusätzliches Vertrauen unter allen Beteiligten.
Um mit diesem Produkt erfolgreich zu arbeiten, ist es notwendig, dass jeder Mitarbeiter seine bestehende Einstellung hinterfragt und sein Verhalten im Team verändert. Selbstverständlich hat jeder Einzelne verantwortungsvoll mit den erhaltenen Informationen umzugehen. Das hat zur Folge, dass die Mitarbeiter ihre Sichtweisen und somit die Werte hinterfragen/ überdenken, sich neue erarbeiten und ihre Einstellung ändern.
Der rollierende Projektleiter stellt im Zuge der eingangs erwähnten Definition von Projektführung das Vor- handensein des Fangnetzes im Sinne des klassischen Projektleiters sicher. Das Risiko der Abweichung und die Transparenz für die Stakeholder ist sichergestellt. Gleich-zeitig bietet aber der rollierende Projektleiter den Mitarbeitern die Freiheitsgrade aus dem SCRUM Ansatz. Somit werden durch den Einsatz des rollierenden Projekt-leiters die Nachteile der Projektleitermanagementansätze egalisiert und die Partizipation der Mitarbeiter erhöht.